Ganz schön mutig……
Was haben die Biene Maya, Harry Potter und das Kind auf dem Sprungbrett gemeinsam? Angestrengt betrachten die Kinder der Klasse 1a am Morgen die ausgelegten Bilder. „Die sind doch alle ganz schön mutig!“ meint da jemand. Schon ist der Einstieg in das Thema gelungen, denn nun fällt jedem eine Situation ein, in der er schon einmal mutig war:
„Ich bin vom 3-Meter-Brett im Schwimmbad gesprungen“, „ich habe eine Schlange angefasst“, „ich habe alleine bei Freunden übernachtet“…
Aufgeregt erzählen die Kinder von ihren Erlebnissen.
„Was ist Mut?“, „Wofür braucht man ihn?“ und „Müssen Menschen mutig sein?“ sind die Fragen, die die Klasse an diesem Vormittag beschäftigen. Philosophieren mit Kindern heißt, einander zuzuhören, Meinungen vor der Klasse zu äußern, auch mal anderer Meinung zu sein und sich so langsam an die Wahrheit heranzutasten.
Die mutigsten Erlebnisse werden abschließend in Bildern festgehalten.
Am folgenden Tag beschäftigen sich die Kinder mit dem heiklen Thema Mutproben. Ein kleiner Filmausschnitt wird heiß diskutiert: Kinder klettern eine Steilwand hinauf um zu beweisen, dass sie mutig sind. Beinahe stürzt ein Kind ab. Ist das Mut oder schon Dummheit? Wann ist es besser, nicht mutig zu sein?
Der dritte Projekttag beginnt mit dem Vortrag einer Dilemmageschichte. Der bekannte Arzt, Philosoph und Theologe Albert Schweitzer hat sie als Kind selbst erlebt. Er ist ein toller Steinschleuderschütze, trifft jeden Baum. Nun wird er von einem Mitschüler aufgefordert auf Vögel zu schießen. Alles in ihm sträubt sich dagegen, doch er traut sich zunächst nicht es zu sagen. Er hat Angst als Feigling dazustehen.
Kann man Mut lernen? Was hilft dabei?
Die Kinder der Klasse 1a kennen viele Möglichkeiten, sich oder anderen Mut zu machen. Vom Kuscheltier, Glücksbringer, besonderer Kleidung, Ritualen oder der Hand einer vertrauten Person ist da die Rede. Wem könnten wir denn Mut machen? Da passt es prima, dass an diesem Tag ein kleiner Film für die Viertklässler gedreht wird, die im neuen Schuljahr sicher Mut brauchen, wenn sie in die neuen Schulen wechseln.
Rhythmisch im Chor sprechen alle ganz laut und mutig den neu gelernten Spruch in die Kamera:
„Was ich tue, ganz in Ruhe und mit Mut, das wird gut!“
Natalie Engelsdorf