Das Zafira-Projekt

Frau Wolf

Frau Wolf

Das Zafira-Projekt

Nach den Pfingstferien las die Klasse 3a gemeinsam die Lektüre „Zafira – ein Mädchen aus Syrien“ von Ursel Scheffler. In dem Buch geht es um eine 4.-Klässlerin, die vor dem syrischen Krieg flüchtet und von Aleppo über die Türkei und das Meer nach Italien und schließlich nach Hamburg kommt. Von Anfang an war das Interesse für dieses aktuelle Thema groß. Am 5. Juli besuchte uns Jehad – ein „echter“ Flüchtling aus Syrien. Schon Wochen vor seinem Besuch waren die Schülerinnen und Schüler aufgeregt und hatten viele spannende Fragen, die sie alle in einer kleinen Kiste sammelten. Jehad erzählte, was er auf der Flucht alles erlebt hat und wie beschwerlich der Weg nach Deutschland war. Wir alle waren beeindruckt von seinem Mut und seiner Stärke. Was für uns unvorstellbar ist, war leider für Jehad in den eineinhalb Jahren seiner Flucht ganz normal: Angst vor dem nächsten Tag, endgültige Abschiede von seiner Familie und engen Freunden, Hunger und Durst auf einem überfüllten Boot, Heimweh und eine ungewisse Zukunft. Am Ende seines Besuchs schrieb der 26-jährige alle Namen der Kinder in ihre Lesetagebücher. Mit offenen Mündern standen sie da und betrachteten genau, wie er von rechts nach links die arabischen Schriftzeichen aufschrieb. Es war ein bereichernder Vormittag mit Jehad, der uns sicher lange Zeit im Gedächtnis bleiben wird. Am nächsten Tag schrieben die Kinder lange Berichte in ihre Lesetagebücher, um Jehads Geschichte nicht zu vergessen. Außerdem verfassten sie eifrig Briefe an ihn, um sich bei ihm für seine Offenheit zu bedanken.

Jehads Besuch: Daran werde ich mich immer erinnern:

„Auf dem Boot, auf dem sein Onkel flüchtete, bekam eine junge Frau ihr Baby.“

„Jehad hatte auf dem Boot keine Schwimmweste an, da sich nur die reicheren Menschen eine leisten konnten.“

„Wenn eine Bombe fiel, dröhnte es noch Stunden später in Jehads Ohren. Außerdem machte sie so viel Staub, dass er und die anderen eine halbe Stunde nichts sehen konnten.“

„Damaskus ist die älteste Hauptstadt der Welt. Sie ist 9000 Jahre alt. Aleppo ist 12000 Jahre alt.“

„Seine Eltern sind noch in Syrien. Jehads Bruder lebt in Freiburg, er in Karlsruhe. Seine 16-jährige Schwester wohnt auch noch in Syrien, zusammen mit den Eltern. Im Moment ist die Lage in Syrien ein bisschen besser. Seine Eltern wollen in Syrien bleiben, weil sie dort ihr Haus nicht verlassen wollen. Jehad glaubt leider nicht, dass der Krieg bald aufhört.“

„Jehad ist mit 21 Jahren geflüchtet. Er hat nur einen Rucksack mit Kleidung und Geld mitgenommen. Er hat sechs Länder durchquert. Heute ist er 26.“

„In Deutschland hatte er zuerst Angst vor der Polizei. Er war es nicht gewohnt, dass die Polizei den Menschen hilft.“

„Im Flüchtlingslager in Deutschland lebte er in einem kleinen Zimmer mit vielen Leuten. Es war dreckig und zu eng. Aber er war einfach froh, in Sicherheit zu sein.“

„Jehad musste drei Mal ins Gefängnis in Syrien. Dort wurde er sehr schlecht behandelt.“

„Syrien ist ein tolles Land, weil es alles bietet: Die Berge, das Meer, die Wüste, Pflanzen. Jehad vermisst sein Land. Es ist ja seine Heimat. Aber Syrien ist nicht mehr wie früher.“

„Auf dem Boot mit Jehad waren 500 Menschen, auch viele Kinder. 9 Menschen überlebten die Bootsfahrt über das Meer nicht. Sie dauerte 48 Stunden. Die Menschen hatten fast nichts zu essen und nur ein ganz bisschen Trinken.“

„Ich hoffe, Jehad besucht uns nochmal. Er ist irgendwie wie ein Freund. Als wir ihn auf dem Schulhof gesehen haben, wussten wir sofort: „Das ist Jehad!“

„Heute geht es Jehad gut. Er wohnt in der Südstadt in einer WG.“